Vereinsmitglieder lehnen Bau entlang der Schienen ab. Stadt erteilt Auftrag an Planungsbüro.
Philipp KÖNIGS G.A.
Kessenich. Westlich der Bahnschienen nahe der DB-Haltestelle UN-Campus plant die Stadt einen Lückenschluss des dortigen Radwegs zwischen Rheinweg und Hochkreuzallee. Doch es regt sich Widerstand gegen dieses Vorhaben. Der Kleingärtnerverein Bonn-Süd und die „Grabeländer“ haben nämlich Grundstücke der Stadt gepachtet, durch die sich der Asphalt ziehen würde.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist unklar, welche Auswirkungen ein solcher Weg auf die grüne Umgebung hätte. Nach Vorstellungen der Stadt sollte er die Maße eines Radschnellweges mit vier Metern Breite haben. Ein Mindestabstand zu den Gleisanlagen müsste ebenso gewahrt bleiben wie die Überlegung eines dritten oder sogar vierten Bahngleises der Deutschen Bahn zwischen Köln und Bonn berücksichtigt werden müssten.
Der örtliche Fahrradclub ADFC unterstützt den Bau. Sein verkehrspolitischer Sprecher Werner Böttcher hält die Weiterführung des Wegs westlich der Bahngleise „für eine attraktive und schnelle Verbindung“. Er betont, das gerade Pendler praktische Verbindungen bräuchten, um zügig voranzukommen.
Die Kleingärtner Bärbel Geiß, Susanne Böker und das Ehepaar Kirsten und Michael Treis machen aus ihrer direkten Betroffenheit keinen Hehl. Kirsten Treis betont aber: „Wir haben uns unsere Haltung gut überlegt, denn unter uns fahren sehr viel mit dem Rad.“ Der Ausbau der Infrastruktur für Radler sei ein hehres Anliegen. In der Abwägung habe man sich dennoch entschieden, für den Erhalt der Gärten zu kämpfen, die übrigens kein abgesperrtes Terrain für Pächter sind, sondern allen Bürgern durchgehend als Erholungsraum mit regelmäßigen Aktionen wie Samentauschbörsen und Festen offen stehen.
Unter dem Strich sehen die Naturfreunde in den Kleingärten eine der wenigen grünen Oasen in der Gegend gefährdet, die nicht nur über einen alten Baumbestand verfügt. Die Pflanzenwelt sei Heimat einer ganzen Reihe von Tieren. Treis nennt Fledermäuse, Zauneidechsen, Braunfrösche, Libellen, Hornissen, Schmetterlinge, Spechte, Rotkehlchen, Zaunkönig und Mäusebussard. Die Grabelnder hätten vor zwei Jahren sogar einen seltenen Pirol gesehen.
Ein neuer Radweg sei nicht notwendig, weil es Alternativen gebe. Auf der anderen Seite der Bahnschienen verlaufe ein Radweg. der in Verlängerung über die Kaiserstraße bis in die Innenstadt führe. Er sei auch von der anderen Seite durch den Bau der Unterführung an der DB-Haltestelle UN-Campus bei geschlossener Schranke gut erreichbar.
Die Umfahrung des Lückenschlusses auf westlicher Seite sei wiederum mit einem kurzen Umweg von zwei Radminuten über den Rheinweg möglich, begründen die Kleingärtner ihre Ablehnung. „Ein neuer durchgehende Radweg bis in die City ist auf dieser Seite ohnehin nicht möglich, er würde durch die Bebauung spätestens an der Weberstraße in der Südstadt enden“, sagt Michael Treis.
Unterdessen teilte Helmut Haux aus dem Bonner Planungsamt mit, die Stadt habe Ende vergangenen Jahres den Auftrag an ein Planungsbüro zur Ausgestaltung des schienenparallelen Radwegs zwischen Hochkreuzallee und Rheinweg im Anschluss gen Süden vergeben. Teil dieses Auftrags ist auch der Lückenschluss. „Mit ersten Ergebnissen zur gesamten Planung ist in der ersten Jahreshälfte 2019 zu rechnen“, sagte Helmut Haux. Sie ist Bestandteil einer besseren Erreichbarkeit der DB-Haltestelle UN-Campus, die die Stadtverwaltung anstrebt.
Auf der Kaiserstraße hat die Stadt mittlerweile den Verkehr beobachtet: „Eine Verkehrszählungvor Ort hat ergeben, dass etwa viermal mehr Räder als Autos vor Ort unterwegs sind. Damit wäre zum Beispiel die Voraussetzung für eine Ausweisung als Fahrradstraße gegeben, erklärte Helmut Haux. Die Verwaltung will bis zum Frühjahr 2019 eine Vorlage erarbeiten, wie der Verkehr dort anders geregelt werden könnte. Wie berichtet, hatte Oberbürgermeister Ashok Sridharan wiederholt erklärt, e könne sich vorstellen, die Kaiserstraße zur Einbahnstraße in Richtung Bonner Innenstadt zu machen, um den dortigen, bislang recht schmalen Radweg zu verbreitern.